Montag, 9. September 2019

Wir fahren mal weiter – 9. September

Nachts dröppelte es etwas, aber in unserem Grummel stört das ja nicht. Am Morgen weckte uns dann Wind. Trotz der vorherigen Regentropfen staubte es ganz furchtbar. Und wenn wir beide etwas nicht mögen, ist das Wind. Die Felsen rund um Herkulesbad waren eh nicht sehr einladend zum Klettern, also beschlossen wir weiter zu ziehen. Das ist ja das Schöne an einem Schlafauto, man bleibt stehen wo es schön ist, fahren weiter wann wir wollen. Man ist völlig unabhängig. Eine Sache gab es aber noch anzusehen in Herkulesbad – den Bahnhof. Der liegt etwas außerhalb vom Ort an der Europastraße und soll einer der Schönsten in Rumänien sein. Bei unserer Anfahrt bogen wir vor dem Bahnhof schon links ab um in den Ort zu gelangen, daher hatten wir ihn noch nicht gesehen. Der Bahnhof wurde anlässlich des „Dreikönigstreffens“ zur Einweihung des Schiffskanals durch die Donau gebaut. Wir waren gespannt. Wenige Minuten Fahrt und wir waren wieder auf der Europastraße und sahen schon eine kleine Kuppel. Auto abstellen und das Ganze mal genauer ansehen. Erleichterung machte sich in mir breit, als wir sahen, dass hier zwar Modernisierungsbedarf ist, aber der Bahnhof an sich noch in halbwegs gutem Zustand ist. So konnten wir in der Wartehalle wunderbare Mosaike sehen, die Gravuren in den Fenstern bestaunen, den barocken Baustil bewundern und etwas unter den Laubengängen „lustwandeln“. Der Bahnhof ist noch in Betrieb und gehört zu einem von 23 Bahnhöfen, die modernisiert werden sollen. Hoffentlich, es wäre ein Anfang. 
der ist doch wirklich hübsch

Mosaike in der Wartehalle

romantisch
Kuppel

das versteh sogar ich

gravierte Fenster
Mit dieser Hoffnung im Herzen machten wir uns auf den Weg in Richtung Bulgarien. Entlang der Donau hatten wir immer wieder Ausblicke aufs Land und Leute. Viele Obst- und Gemüsehändler sitzen draußen und die alten Leute sitzen hier tatsächlich vor ihren Häusern und schwatzen. Der rumänische Größenwahn beim Bauen nimmt skurrile Formen an. Hat der Nachbar ein Türmchen auf dem Haus, braucht man mindestens 2, hat er einen Balkon, braucht man mindestens 2. Leider geht immer das Geld aus und so sieht man viele angefangene Häuser neben irgendwelchen halb verfallenen Buden, in denen immer noch die Alten wohnen. Leider haben die Leute auch null Verständnis für Ordnung und Sauberkeit. Ein Beispiel? Ich ging früh noch abwaschen, da kam ein Rumäne mit seinem Abwasch, sah in dem Korb eine leere Büchse, nahm sie und flackte sei einfach weg. Mir blieb fast die Spucke im Halse stecken. Und so ist es überall, wo es einem aus der Hand fällt, bleibt das Zeug liegen. Da ist es sogar egal wenn drei Meter weiter ein Mülleimer steht. Das eiserne Tor – eben jenen Donauabschnitt, den die drei Könige damals eingeweiht haben – bestaunten wir auch noch kurz. Man kommt nicht nahe dran, alles bewacht und fotografieren verboten. Na dann mal weiter, wir müssten noch einkaufen. Ich vermisste bei den ganzen Straßenhändlern Zacusca, eine Gemüsepaste typisch für Rumänien. So kaufte ich die eben in einem großen Supermarkt. Lecker das Zeug. 
das eiserne Tor

näher geht nicht
Da der Tag eh verplempert war, konnten wir auch noch nach Bulgarien übersetzen. Ja Übersetzen, Axel wünschte sich mit der Fähre über die Donau zu fahren. In Bechet hielt ich die Füße kurz in die Donau und wir machten eine Essenspause. Dann kümmerten wir uns um die Fähre. Erste Schranke – 50 Lei. OK das geht ja, sind ca. 11 €. Zweite Schranke 150 Lei, hä? Wofür das denn? Soviel Landeswährung hatten wir nicht mehr, also 32 € hingelegt. Dann warteten wir ewig auf die Fähre und es war komplett dunkel als es endlich losging. In Bulgarien fuhren wir von der Fähre und wieder eine Schranke – 11 € bitte. Für unser Verständnis waren aber alle Angaben auch auf Deutsch ausgewiesen und so begriffen wir nun was wir wo bezahlt haben. Die 11 € waren jeweils Hafengebühr, einmal Rumänien, einmal Bulgarien und die 32 € waren für die Fährfahrt, ein teures Vergnügen. Da Rumänien nicht zu Schengenraum gehört, gab es noch die Passkontrolle. Dann kam eine Frau, die fragte ob wir Schweinefleisch, Salami oder ähnliches einführen würden. Knallhart angelogen. Selbst die Kühltasche hab ich verleugnet – es war dunkel und irgendwie kam ich wohl recht glaubwürdig rüber, wir durften weiter. Nur noch einen Schlafplatz suchen. Axel wäre nicht Axel, wenn er da nicht schon wieder was in petto gehabt hätte. In Kosloduj stellte er Auto und Motor ab. Wie gehabt, ein Schluck Wein und ab ins Bett.
Blick von Rumänien nach Bulgarien

finde den Fehler

ich wollte gar nicht rüber schwimmen

na dann mal Länderwechsel

mitten auf der Donau

am Schlafplatz



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