Dienstag, 5. Juli 2016

Auf bekannten unbekannten Pfaden - 03. Juli 2016

Dr. Rolf Böhm hielt vor kurzem einen Vortrag in der Buschmühle. Quintessenz war dabei – Wege müssen gepflegt werden und man pflegt sie, indem man sie geht. Es gibt viele Wege in der Sächsischen Schweiz, die aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr begangen werden dürfen. Seit Ende der Siebziger Jahre gehört der Thorwalder Gratweg dazu. Und doch gehört dieser historische Verbindungsweg immer noch zu den Geheimtipps und wird von ca 4000 Leuten im Jahr frequentiert. Genug der einleitenden Fakten, jeder weiß was jetzt kommt.

Sonntag Morgen, die Sonne lacht, die Temperaturen sind angenehm und der Tag schreit geradezu nach Wandern. So machten wir uns auf in die heißgeliebte Sächsische Schweiz. Wir fanden sogar einen Parkplatz und liefen gemütlich los. Immer an der Kirnitzsch lang ging es den breiten Radweg Richtung Stimmersdorfer Brücke. Wie immer faszinierte mich das Wasser. Mal floss es langsam über breite Sandbänke, mal hüpfte es über Steine, mal lag es gleich neben uns und mal ein paar Meter tiefer. Schnell hatten wir fünf Kilometer auf der Uhr und waren am Altarstein. Ein verborgenes Plätzchen, das kaum einer entdeckt. Die Revierförster sind auf dem Stein verewigt und eine weitere Inschrift erinnert daran, dass hier Andachten abgehalten wurden. 

Altarstein mit den Revierförstern
Nun hieß es eine Entscheidung zu treffen. Ein Stück zurück oder doch weiter auf dem Stimmersdorfer Weg um den Gratweg von Anfang an zu gehen. Wir entschieden uns für den kompletten Weg. Nach kurzer Zeit bogen wir ab aus der Legalität und stiegen entlang der Grenzsteine hinauf. Der Regelwut der Deutschen hatten wir zu verdanken, dass wir problemlos den Einstieg in den Gratweg fanden. Nun ging es noch einmal recht steil nach oben. Auf einem kleinen Felsen, der ein wenig Blick ins Weite zuließ, machten wir unsere Pause. Bier und Brötchen hatten wir uns schon verdient und ein wenig Stärkung kann nicht schaden. Auch die Natur versorgte uns mit unendlich vielen Heidelbeeren. Den gesamten Weg entlang begleiteten uns die blauen Energiespender. Wir haben noch nie so viele davon gesehen, geschweige denn gegessen wie an diesem Tag. 
genug
erster Ausblick
Den schmalen Pfad konnten wir meistens gut erkennen, ab und an blieben wir stehen und guckten wie es weiter geht, manchmal ging es zu einem Riff vor und dann wieder zurück auf den Weg. Alte Stufen und die in den Fels gehauenen Befestigungspunkte waren super zu erkennen und dienten als Auf- und Abstiegshilfen. Oft musste man durch enge Felsen absteigen, da war ein wenig Trittsicherheit gefragt. Nur der nasse bemooste und dadurch schleimige Fels lud nicht wirklich zum Festhalten ein. Musste aber sein, man will ja nicht runterfallen. 
halbwegs trocken an den Seiten
da gehts lang
Stufen - ausgelatscht aber noch begehbar
immer schön die Tritte nutzen
selten mal ein Ausblick
Am Nachmittag begann es leider zu regnen. Da mussten wir schnell einen Unterschlupf finden und uns auf ein Bierchen niederlassen. Bloß gut hörte es nach einer halben Stunde auf und wir konnten den Weg zu Ende gehen. Kurz vor dem Ende kam noch einmal eine Schlucht, die es nach unten zu bezwingen galt. War mir bis dahin gelungen, die Klamotten halbwegs sauber zu halten, war es hier vorbei damit. Aber spektakulär wie weit und steil es da runter ging. Ein genialer Abschluss eines schönen einsamen Weges, den übrigens die meisten Beschreibungen im Netz andersrum empfehlen – wir nicht. 
überall stieg Dampf auf nach dem Regen

geniale letzte Stiege oder eben der Einstieg wenn man es andersrum macht

Kurze Zeit später waren wir auf dem  Großen Reitsteig in der Legalität und beendeten die Runde über den Hochhübelweg und den Dreisteigenweg zurück in Richtung Auto. Es war eine wunderschöne Wanderung auf dem wildromantischem Thorwalder Gratweg, die ich so schnell nicht vergessen werde. Und so langsam aber sicher werde ich wieder geländetauglich. Herzlichen Dank an meinen ständigen Begleiter Mispi, dass er mir dieses Abenteuer ermöglicht hat.