Montag, 16. September 2019

Sandpyramiden, die kleinste Stadt Bulgariens und ein Kloster – 16. September

Nach einer recht kurzen und kühlen Nacht am Predelpass fuhren wir weiter Richtung Süden. Ziel war Melnik, die kleinste Stadt Bulgariens mit dem guten Ruf einen sehr süffigen schweren Rotwein zu bieten. Stadt ist Melnik nur noch aus nostalgischen Gründen, es wohnen gerade mal noch 200 Einwohner dort. Am Vormittag kamen wir an, Axel buchte fix ein Hotelzimmer und dann stellten wir das Auto ab. Unsere geschundenen Muskeln vom Vortag mussten noch ein wenig ausgelaufen werden. Also stapften wir zunächst durch die recht hübsche, ansehnliche Altstadt und freuten uns nach dem Verfall in Herkulesbad, hier echtes Bemühen zu erkennen. Na klar gibt es auch hier Häuser, die dem Verfall preisgegeben sind, aber alle sin allem macht es einen adretten gepflegten Eindruck. Das ausgetrocknete Flussbett verunsicherte uns etwas und sollte uns noch den ganzen Tag begleiten. Natürlich sahen wir uns das berühmte Kordopoulos-Haus im neuen Stil des Bulgarischen Aufbruches von außen an. Hat schon was und ein Blick von draußen in den Weinkeller war uns auch vergönnt. Dann liefen wir an den alten Mauern der Burg oder was es auch immer war, wieder runter zum Flussbett. 
schickes Haus

davor der Kirchenrest

wird bestimmt gleich morgen weiter saniert

alte Weinkeller
die mächtigen Pyramiden im Hintergrund

Blick von den Burgresten

kein Wein mehr drin
Dieses ist in den trocknen Monaten ein ganz hervorragender Wanderweg. Man sollte sich allerdings schlau machen, ob Regen erwartet wird. Das kann lebensgefährlich werden, dort lang zu stapfen wenn das Wasser durchrauscht. Und wie sehr es durchrauschen kann, konnten wir stellenweise am Rande sehen. Zunächst ging es beschattet von Robinien und Pappeln immer gemütlich das Bett entlang. Große und kleine Kiesel im Sand, immer mal eine Staumauer und wieder bombiges Wetter. Was will man mehr? Was ich nicht wollte, war bergan gehen, aber ich musste. Irgendwann war der gemütliche Teil vorbei und es hieß der Sonne entgegen nach oben. In kurzen steilen Serpentinen gelangten wir schnell zu guten Aussichtspunkten. Spektakuläre Ausblicke auf die berühmten Sandpyramiden boten sich uns. Die Dinger sehen echt aus wie Pyramiden. Klar der Sand ist nur wenig verfestigt und hält die Kiesel irgendwie fest. Rauscht dann Wasser von oben herab wird alles fein runtergespült. Da ist nichts zu sehen von der heimischen Wollsackverwitterung. Nun konnten wir aber auch auf der anderen Seite bergab sehen, auch hier Die Sandpyramiden in skurrilsten Formen und das Wissen, dass sich hier irgendwo ein Kloster verbirgt. Zu meinem Unglück hieß das aber – bergab. Nützt nix, ich will dahin. Witziger Weise kam, was in jedem Urlaub kommt …Kühe. Die dicken Dinger standen im strauchigen Unterholz, auf dem Weg, auf ehemaligen Wiesen, die nur noch Stroh zu bieten hatten und eigentlich überall herum. Nur sehr scheu waren sie, kamen wir näher, gingen sie weg, manche sogar rückwärts. Das obligatorische „Axel mit Kuh Bild“ gibt es trotzdem. 
Flussbett als Wanderweg

Gesteinsstruktur

ein Überblick

hier will keiner dran klettern

Stufen im Flussbett

spitz

schon wieder bergan
Das obligatorische Urlaubsbild - Axel und das liebe Vieh
Irgendwann tat uns das Kloster Rozen den Gefallen und tauchte unvermittelt auf. Die Sonne brannte mittlerweile unbarmherzig von oben herab und es war kein Schatten in Sicht. Nix wie runter. Rozen ist schon mehrfach verfallen und wieder aufgebaut worden. Naja vielleicht nicht aufgebaut, sondern eher erneuert und erhalten. Ich war richtig froh, dass ich den ganzen Tag um den Bauch meine Jacke hatte, so konnte ich brav die Schultern bedecken bevor es hinein ging. Leider war fotografieren verboten, aber Fotos hätten eh nicht den Eindruck wiedergeben könnten. Da das Kloster wieder oder nach wie vor bewohnt ist, konnte man nur in einige Teile sehen. Darunter die Kirche. Ich war noch nie in einer griechisch orthodoxen Kirche und kannte sowas nur aus dem TV. Da war wirklich jeder Fleck bemalt, vergoldet und irgendwie heilig. Die kleinen Fenster waren mit unterschiedlichsten Blütenornamenten bunt verziert. Ich hab es mir nicht nehmen lassen, eine Kerze anzuzünden. Man kann ja nie wissen wozu es gut ist. Außerdem gab es draußen eine heilige Quelle aus der wir tranken. Ich warf noch einen Blick in den Refektorium, den Speisesaal der Mönche. Cool. Ein einziger langer Tisch, leichte Neigung nach unten und insgesamt drei Rillen, eine große in der Mitte und an beiden Seite eine schmale. Einfach oben Wasser drauf schütten und unten auffangen, schon ist der Tisch sauber. Einfache gehauenen Bänke und ein einfacher Schrank für das Geschirr vervollständigten den Raum. So einfach und doch für mich beeindruckend. Axel hat unterdessen das Laubdach genauestens studiert und heilige Weintrauben davon genascht. Ich war ja schon froh, dass er überhaupt mit drin war. Oller Kultur- und noch ollerer Kirchenmuffel. Nun hieß es leider, den ganzen Weg zurück. Bloß gut war der angenehme Teil durch das Flussbett die Belohnung für den neuerlichen Auf- und Abstieg. 
von außen

Eingang

überall kleine Wunschbänder am Baum

mh komische Grabkultur

Weg zurück 
Zurück im Ort mussten wir einfach einkehren. Da es erst Nachmittag war probierten wir mal lieber erst einen Weißwein und aßen eine Kleinigkeit. Der erste Schluck Wein schmeckte gewöhnungsbedürftig, ab dem zweiten wars lecker. Nun rief aber definitiv die Dusche. Einchecken im Hotel und die Dusche in Beschlag nehmen war alles eins. Hinsinken aufs Bett dann Nummer zwei. Bis zum Abendbrot dahlten wir einfach nur rum und probierten nun den Melniker Rotwein. Unsere müden Knochen brauchten wir aber nur einen Etage weiter runter schleppen und ließen uns als einzige Gäste verwöhnen. Wir gönnten uns jeder einen Suppe vorweg um dann mit einer Platte voller Fleisch den Abend ausklingen zu lassen. Rippchen gegrillt, Huhn gegrillt, Gemüse, Pommes, Fleischspieß und gegrillte Wurst….es war einfach zum reinlegen lecker. Wir sind eh immer der gleichen Meinung wie Heinz Strunk: Fleisch ist mein Gemüse. Kugelrund gefuttert und müde vom Wein oder Laufen, sanken wir in einen sehr kurzen Schlaf. Um vier nachts war ein dämlicher Hund der Meinung jaulen und dann bellen zu müssen, Luft holen und von vorn. Da half kaum noch Fenster zumachen. Lange wälzten wir uns rum, ehe man wieder einschlafen konnte.
am Nachmittag


warten aufs Essen

Blick von der Terrasse

am Abend

vorher 

nachher

Schlafstätte

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