Freitag, 18. September 2020

Die Königsetappe des Urlaubs – 18.09.2020

Da wir eine Stunde brauchen um überhaupt in die Gänge zu kommen, klingelte der Wecker um sieben das erste Mal, und nach einer viertel Stunde kuscheln standen wir tatsächlich auf. Brr ist das kalt. Kaffee und zwangsweise was essen – früh um die Zeit bringen wir kaum was runter – sowie eine Mütze und dicke Jacke bekämpften zusammen die Kälte. Der Parkplatz füllte sich erstaunlich schnell um diese frühe Zeit. Lange rumdümpeln war heute nicht drin. 8:20 Uhr starteten wir auf 885m ü. NN. Da wir nicht bis zur Hütte fahren konnten, hatten wir zusätzliche 400 Höhenmeter vor uns. Ganz kurz geht es auf der Fahrstraße lang, ehe man in den Wald abbiegt. Herrlich, der Himmel war klar, die Sonne kommt irgendwann sicher über die Berge und Bäume. Sehr schön ging es auf einem moderat ansteigendem Weg der Sonne immer näher. Wir sahen wie sie immer weiter den Hang hinunter auf uns zu kam. Kurz nach neun erhaschten wir die ersten Strahlen. Fröhlich liefen wir weiter zur Žiarska Chata, immerhin schon 1.283m hoch, die wir um Zehn erreichten. Trinkpause und umsehen. Dabei entdeckten wir eine wunderschöne Gedenkstätte für die Toten im Gebirge. Auf Steinen waren Tafeln angebracht, mal nur Namen und Daten, mal mit Bildern. Es gab Tafeln die die Kameraden der Bergwacht ehrten, die im Einsatz umkamen, Tafeln für Wanderer und Kletterer, Tafeln für Wissenschaftler und Forscher. Das hat uns sehr gut gefallen und ein bissel ergriffen. 
Start

yeah die Sonne kommt

Chata am Morgen

die ersten Höhenmeter sind geschafft

Friedhof der Kuscheltiere? oder verlorene Wanderkameraden?

Gedenken


schönes Areal

Gedenkstein der Bergwacht

Wir sahen uns kurz an. Na dann mal los zum Smutne Sedlo, sind doch nur 1,5 h nach oben. Als hätte die Natur gewusst, dass ich mit jedem Schritt nach oben hadere, hat sie uns am Wegesrand Blaubeeren und Himbeeren hingestellt. Axel meinte nur: „Da futtern wir uns eben nach oben.“ Der Weg war recht schmal und so mussten wir nur nach links und rechts greifen, vorrangig dann wenn wir mal wieder ein paar Höhenmeter geschafft hatten und eh schnauften. Es ging über Kalkbrocken weiter, die Bäume wurden kleiner und weniger, viele kleine Wasserläufe querten auch mal den Weg. Also Wasser gab es hier echt genug und es war schön zu sehen wie es manchmal frech über die Steine sprang. An einem weiteren Wegweiser – Homulka – machten wir eine Pause, leider keine Höhenangabe, dieses Schild fehlte. Noch 40 Minuten bis zum Sattel. Am Berg stirbt jeder für sich allein und so lief Axel sein Tempo, und ich meins. Es war steil, erst massig Höhenunterschied über Serpentinen, dann immer noch Steil einen Pfad hinauf. Ich guckte mehr auf den Boden als in die Gegend, ich wollte einfach nicht sehen, wie viel ich noch hoch musste. Irgendwann kam dabei ein recht neu aussehender Akku in mein Blickfeld. Ach herrje wer lässt den sowas im Gebirge zurück, Umweltsünder, also eingesteckt. Schnaufend erreichte ich den Sattel immerhin 1.962 m hoch, Rucksack ab und hinsetzen. 
Natur
komm ja schon


Blaubeeren

noch lange nicht oben

immernoch nicht

Sattel erreicht, Jacke drüber

schon über 1000 Höhenmeter überwunden
Bissel stolz war ich schon, aber ein richtiger Gipfel ist so ein Sattel ja nicht. Deshalb war klar, dass es weiter hoch gehen wird. Wir waren richtig froh, dass wir diesen Tag bei herrlichstem Wetter verbringen durften. Die Sonne schien vom strahlend blauen Himmel, kaum Wind und angenehme Temperaturen. Die Mützen waren schon lange im Rucksack und die Jacken offen. Als sich Puls und Atmung normalisiert hatten, guckten wir nach dem weiteren Weg. Entweder auf die Drei Kuppen – nee viel zu steil oder eben zum Plačlive. Einen schmalen Pfad – mittlerweile keine Bäume mehr da – ging es am Hang entlang. Axel wollte gern ein Foto machen und stellte entsetzt fest: „Mist, ich hab den Akku verloren, der kann jetzt überall liegen.“ Lächelnd griff ich in die Hosentasche und zog den gefundenen Akku raus. Das Gesicht von Axel vergesse ich so schnell nicht. Dieser Zufall war echt kurios. Bald standen wir vor dem Gipfel, Felsblöcke und ab und an auf einem dieser Blöcke eine Wandermarkierung. Also hieß es weiter nach oben kraxeln. Das war ein feiner Spaß, auch wenn es anstrengend war. Völlig breit aber glücklich ließ ich mich auf einen Stein fallen. Wir haben es geschafft, Gipfel auf 2.125 m ü.NN erreicht. Da kann man eigentlich nur noch lächeln und sich an der beeindruckenden Aussicht berauschen. Es war phänomenal schön, eine echte Belohnung für den Aufstieg. Viele Menschen tummelten sich oben und alle sahen ähnlich happy aus. 
geschafft

herrlicher Weitblick

die Welt liegt ihm zu Füßen

Gipfeltrunk

die schönsten Bilder malt die Natur

Krivan im Hitnergrund

In mir formte sich allerdings schon der Gedanke, den ganzen Kram wieder runter zu müssen. In Axel formte sich der verrückte Gedanke über einen weiteren Gipfel weiterzulaufen und dann erst runter zu gehen. Nee mein Lieber mit mir nicht. Das war aber kein Problem. Gemeinsam kämpften wir uns den elende steilen schotterigen Abstieg zum Žiarske Sedlo hinunter. Wir vereinbarten uns regelmäßig über den aktuellen Stand zu informieren und trennten uns dort. Ich wählte den kurzen Weg und Axel legte ne Ehrenrunde ein. Mein erstes Ziel war wieder Homulka. Erst steil aber machbar etwas runter mit Blick auf einen kleinen Bergsee, dann kam aber der blanke Hass für mich. Ein langes ekliges Schotterfeld mit großen glatten Blöcken drin. Mir kam unweigerlich mein Missgeschick in den Alpen in den Sinn. Da half nur konzentrieren und nach unten gucken, ich durfte um Himmels Willen nicht wieder umknicken. Als das Feld geschafft war, atmete ich auf und knickte um. Aber nicht so schlimm. Der Schmerz schoss kurz ins Hirn, zog sich in den Fuß zurück und war nach ca 100m vergessen. Glück gehabt. Am Wegweiser machte ich Trinkpause und informierte Axel, wo ich war. Ab und zu war das Netz weg, aber alles in allem klappte das gut. Ein Abschnitt geschafft, nun bis zur Chata. Dieses Mal ließ ich die Blaubeeren Blaubeeren sein und lief schnurstracks hinab. Durch das Wasser links und rechts waren die Steine doch recht glatt, die Anstrengung wurde einfach nicht weniger und meine Knie meinten sehr laut, dass sie schon 46 wären. Kurz durften sie und der Rest meines Körpers an der Chata ausruhen, ich stopfte noch ein wenig Brot und Wurst in mich rein und überlegte dann, ob ich Orientierungsidiot den Rückweg durch den Wald finde oder lieber die Straße nehme. Die Intelligente in mir: „Es ist alles gut beschildert.“, die Unsichere in mir: „ Wir nehmen die Straße.“ Man braucht nicht raten, um zu wissen, wer gewonnen hat. Es gab aber auch einen Vorteil, die Straße zu nehmen. Ich wusste es sind nur noch 5 km bis zum Auto. Da hier einige Verrückte auch mit dem Rad hochfahren, hat irgendein Witzbold nach jedem Kilometer einen Strich gemacht und hingeschrieben, wie weit es noch ist. Ich fing also beim Zielstrich an und freute mich als ich vor mir den Strich mit „noch 1 km“ sah. Das hieß ja dass ich schon einen abgeknapst hatte. So hangelte ich mich von Strich zu Strich hinab. 17:45 Uhr sah ich das Auto, ne Träne der Erschöpfung im Auge.
unberührt

klitzekleiner Bergsee

Axels Weg

von nun an gehts bergab

mal etwas einfacher

Axel begann da erst seinen Abstieg. Wenn ich mich jetzt hinlege, bin ich eingepennt wenn er kommt. Also warf ich nur die Schuhe von mir, zog mich um und räumte den Rucksack aus und alles auf, machte das Bett und machte das Auto weiterfahrbereit. Immer wieder guckte ich aufs Telefon nach dem Livestandort meines Liebsten. Als er schon ganz nahe war, beschloss ich ihm entgegen zu gehen. Grinsend fielen wir uns in die Arme und freuten uns gemeinsam über den herrlichen Wandertag, die Erschöpfung war egal. Kurze Zeit später fuhren wir noch zu unserem neuen Ziel Autocamping Bystrina. Das war nicht sehr weit zu fahren, wir meldeten uns an und gingen für teuer Geld dort essen. Es ist nicht nur ein Campingplatz. Es gibt ein Hotel, Pension, Restaurant, Hütten, die man mieten kann und einen Wellnesstempel. War uns alles egal, nach dem Essen war es so schweinekalt, dass wir uns im Auto die Heizung anmachten und vom Tag erzählten, ehe wir tief und fest schliefen.
orr auf Selfies kann er richtig grinsen

Rückblick zur Hütte

Axels Aussicht

der Tag ist vorbei

Eddie des Tages


Wetter: sonnig und angenehm warm
Essen: Axel – Schnitzel nach Montenegro-Art, Winnie – Schweinesteak mit Pommes

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