Donnerstag, 7. September 2017

Touristenattraktion Wassertalbahn – 07.September 2017

Manchmal muss man auch typische Touristensachen machen und die größte Attraktion im Maramures ist nunmal die Wassertalbahn. Karten waren gekauft, wir hatten begriffen, dass wir halb zehn da sein sollten und so schnürten wir unser Ränzlein und trabten nach dem Frühstück los. Dem Auto wollten wir den beschwerlichen Weg nicht zu oft zumuten und laufen ist ja quasi unser Hobby.  Ganz gemütlich schlumperten wir den Hang entlang und dann durch die erwachende Stadt Richtung Bahnhof der Schmalspurbahn. Ursprünglich war es nur die Bahn, welche die Waldarbeiter raus brachte und das Holz rein. Mit Schweizer Unterstützung wurden freie Zeiten am Tag – die Waldarbeiter fahren früh um Sechs raus – für die Allgemeinheit nutzbar gemacht. Gerade fuhr ein Zug los und unserer für um Zehn stand schon dampfend da. Lachend und mit riesigen Fresspaketen bewaffnet stürmten die Rumänen die Waggons.  Wir sicherten uns auch ein Plätzchen und harrten der Abfahrt.
geht gleich los

erste Ausblicke

idyllisch
Belustigt nahmen wir die Kleiderordnung zur Kenntnis. Männer in der Regel in Jogginghosen (wir dachten nicht nur einmal an unseren Freund Volkmar), junge Frauen in knallengen Jeans oder Leggings  – egal wie fett der Hintern ist, ältere Frauen dann eher „normal“ gekleidet oder eben auch in Jogginghosen. Der Zug war eindeutig ehemals deutsch – oder warum standen alle Aufforderungen in deutsch da? Später sahen wir noch Waggons der Jungfernjochbahn. Das nenne ich mal Recycling oder eben Ressourcenschonung. Grinsen mussten wir auch über die Tatsache dass ganze 5 Leute das Einsteigen überwachten und koordinierten, dabei immer mal ne Pfeife benutzten. Bei uns hätte das einer maximal zwei geschafft. Allerdings wären bei uns die Leute auch nur auf einer Seite eingestiegen. Hier ging es drunter und drüber. Staunend ging es sogar kurz nach zehn los um dann nach 400 m zu stoppen, wir haben drei Leute vergessen, die kamen dann auf den Gleisen nachgelaufen. 
war unnötig, blieb einfach offen

Ok das haben die Rumänen nicht verstanden 
Also nochmal Start. Die Dampflok ruckte an und zuckelte gemütlich durch das Wassertal entlang der Vaser. Wir konnten so in Ruhe Häuser bestaunen, Leuten winken, Wiesen und Felder sehen, die aufgetürmten Heuvorräte immer wieder entdecken und letztendlich auch immer mal einen Sonnenstrahl im unheimlich dichten Wald erhaschen. Einfach die Blicke schweifen lassen. Es gab unterwegs zwei Stopps, in denen die Lok neues Wasser tankte, die Leute raus strömten und am Getränkewaggon Kaffee, Bier oder sonstiges Gesöff erstanden. Mit fast deutscher Ordnung wurde dort jedes Getränk aufgelistet. Man beachte bitte auf dem Bild die Preise. 
Wildnis

in voller Fahrt

Wasser tanken

heile Welt

die eigentliche Arbeit der Bahn

Getänkekarte
Irgendwann waren wir am Bahnhof Paltin und mich traf der Schlag. Da am Tag schon zwei Züge gefahren waren versammelten sich auf dem Areal ca 450 Menschen.  Es wurde dort mitten im Wald auf einer kleinen Lichtung ein Touristensammelpunkt errichtet. Fressbuden – eine für Normalos und eine für die, welche sich das Luxusticket mit Essen gegönnt hatten. Die Leute verteilten sich auf unzählige Bänke und Tische, aus den Lautsprechern plärrte volkstümliche Musik. Die Musik war toll aber die Qualität grauenhaft. Zu allem Übel wurden dazu drei junge Leute in Trachten quasi gezwungen dazu zu tanzen. Alles für die Touris.  Ok sie verdienen Geld damit aber wirklich glücklich sahen sie nicht aus. Ein Bier half ein wenig das Fremdschämen zu ertragen. 
Massen

Pseudokultur

Begeisterung sieht anders aus

von der Dame in Lila hab ich heute noch Albträume - Kleiderordnung
Keine Ahnung, wo die drei Bahnen hin sind, schließlich ist das nur eine Zwischenstation, aber da kam auch schon die Erste wieder zurück um ihre Passagiere einzusammeln. Gestaunt habe ich darüber wie sauber und ordentlich die Rumänen sein können. Es standen genug Mülleimer und leere Kästen rum und sie haben alles aufgeräumt. Nach anderthalb Stunden Aufenthalt kam auch unsere Bahn zurück und wir fuhren wieder „heim“. 
töff töff

ah ja ganz bestimmt Elektro

Gäster

schickes Teil - ich meine Axel

und noch ein Holztransport
Ein paar kritische Bemerkungen seien noch gestattet. Ich glaube nicht, dass die Mitreisenden wahr genommen haben, welcher Raubbau getrieben wird. Die Lok wird einfach auf den Schienen nachgeölt, egal ob da was im Erdboden versickert und letztendlich im Fluss landet. Wir sahen nicht nur schöne Dinge, sondern einen völlig vermüllten Fluss, abstürzende Hänge, weil das festhaltende Holz fehlt, Pseudoaufforstungen im Touristenbereich und reine Fichtenbaumschulen, verfallende Häuser, ruinöse Straßen und Wege, Schrottautos einfach stehen gelassen, und letztendlich einen Traktor der Stämme hinter sich herziehend durch das Flussbett fuhr. 
Raubbau

Flussbett = bessere Straße

antiquiert

Natur als Schrott und Müllplatz
Genug gemeckert. Am Bahnhof angekommen stürmten alle die Toiletten und so hatten wir ein klitzekleines Kleinod für uns. Migu Schneeberger hat im Bahnhofareal ein typisches Holzhaus aufbauen lassen und dies mit einer Einraum-Ausstellung (wir haben leider gar kein Bild gemacht) zur Geschichte der jüdischen Bevölkerung gefüllt. Da alle Tafeln auch in Deutsch waren konnten wir so diese Geschichte gut nachlesen. Das hat uns gut gefallen, nach dem Trubel wieder Stille zu haben. Unseren Heimweg steuerten wir wieder über den Gemüsestand um die restliche Zutat fürs Abendbrot zu besorgen. Den restlichen Nachmittag verbrachten wir mit unseren Gastgebern und dem Schildern unserer Eindrücke. Langsam hieß es packen und Axel plante die Touren für die nächsten Tage. 
ich red mit dir! ich aber nicht mit dir!

ups ich hab nen Platten

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