Montag, 18. August 2014

Ein Samstag in Kaaden - 16. August

Samstagmorgen und es regnet in Strömen. Na das kann ja was werden, sollte es doch nach Kaaden gehen. Die zweistündige Fahrt über das Erzgebirge hätte sicher viele schöne Blicke zu bieten gehabt, aber es sollte nicht sein. Dafür zog es langsam aber sicher auf. Und so war unsere Ankunft in Kaaden (Kadaň) schon von Sonne beschienen. Eine kurze Begrüßung mit unserer Gastgeberin Irena Lenčova und eine Absprache wie der Tag weiter geht. Dann hieß es erst einmal Beine vertreten und erste Eindrücke der mir fremden Stadt aufnehmen. Wir liefen auf einem  gut ausgebauten Radweg entlang der Eger, bestaunten Stadtmauern und die Festung und suchten obligatorisch den ein oder anderen Cache. Schnell zurück, denn es ging in Richtung Klösterle (Klášterec nad Ohří) zum Mittagessen. Vorher aber noch ein Schluck aus der Eugenienquelle – igitt, warum muss gesund immer so grauslig schmecken? An diesem Wochenende trafen sich viele Deutsche mit Wurzel in und um Kaaden und Klösterle. Jeder hatte seine eigene Geschichte, seinen eigenen Antrieb bestimmte Dinge zu sehen und zu erfahren. Wir waren nur als Liebhaber des Erzgebirges dort und hörten so manche Geschichte.

es gab kein typisch böhmisches Essen

Schnell waren zwei Stunden um und nun sollte es zu einem Stadtrundgang in Kaaden gehen. Irena übernahm es mit sehr fundiertem Wissen und exzellenten Deutschkenntnissen uns ihre Heimatstadt näher zu bringen. So durfte zunächst ein Abstecher zum Friedhof nicht fehlen. Dort erinnern Gedenktafeln an die Ereignisse im März 1919, als es zu Demonstrationen und Erschießungen deutscher Bevölkerung kam, die nach dem ersten Weltkrieg nicht zwangsweise Tschechen werden wollten. Besonders gut hat mir ein Spruch gefallen, der daran mahnt miteinander zu gehen nicht gegen einander. Nur so ist wirklich Versöhnung möglich. 
so und nicht anders

Nun wurde es bedeutend fröhlicher. Wir liefen nämlich durch die Henkergasse in die Stadt. Eine schmale etwas gruselige Gasse durch die man zu zweit nicht passt. Es heißt hier wäre der Henker früher durchgegangen und eine Nonne soll dort eingemauert sein. Mit einem flotten Marsch schafften wir es noch 16:00 Uhr im Rathaus zu sein. Irena wollte uns ihre Stadt von oben zeigen und gemeinsam mit einem tschechischen Führer und ihrer Simultanübersetzung erkundeten wir den Rathausturm. Stück für Stück ging es nach oben, vorbei an den offiziellen Räumen der Stadt, einer kleiner Kapelle im Turm und immer wieder voller kleiner Entdeckungen wurden die Treppen steiler und schmaler. Man landete in der Wohnung des Türmers, unvorstellbar wie beengt diese Familie gelebt hat. Oben erwartete uns ein fabelhafter Rundblick. Lange hielten wir uns auf und blickten in alle Richtungen.  

Henkergasse
Blick von oben
Entdeckung im Turm
der restliche Rathausturm
Wappen

Unser weiterer Weg führte vorbei an einem Park mit Kreuzgang zum ehemaligen Kloster, wo wir pausierten und etwas tranken, unsere Gedanken schweifen ließen und einfach nur die Ruhe genossen. Man kann nicht alles ansehen, die Überflutung mit Information würde zu viel überdecken. Nun drehten wir entlang der Eger wieder Richtung Stadt, und konnten dort weitere Zeit verbringen. Kaaden hat viele schöne alte Häuser mit Geschichte und Stadttore, wie das Heiligentor zu bieten und der Abend überraschte uns noch mit einem Regenbogen. Nach Pizza und Kofola endete der gemeinsame Tag. Mit unserer Gastgeberin tranken wir noch gemütlich eine Flasche Weißwein und freuten uns auf die Wanderung am folgenden Tag. 

Kloster von Kaaden
versteinertes Holz

Blick auf die Eger

einfach nur romantisch
hier wurde der Kaadner Frieden geschlossen

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