Da
wir eine Stunde brauchen um überhaupt in die Gänge zu kommen, klingelte der Wecker
um sieben das erste Mal, und nach einer viertel Stunde kuscheln standen wir
tatsächlich auf. Brr ist das kalt. Kaffee und zwangsweise was essen – früh um
die Zeit bringen wir kaum was runter – sowie eine Mütze und dicke Jacke bekämpften
zusammen die Kälte. Der Parkplatz füllte sich erstaunlich schnell um diese
frühe Zeit. Lange rumdümpeln war heute nicht drin. 8:20 Uhr starteten wir auf
885m ü. NN. Da wir nicht bis zur Hütte fahren konnten, hatten wir zusätzliche
400 Höhenmeter vor uns. Ganz kurz geht es auf der Fahrstraße lang, ehe man in den
Wald abbiegt. Herrlich, der Himmel war klar, die Sonne kommt irgendwann sicher
über die Berge und Bäume. Sehr schön ging es auf einem moderat ansteigendem Weg
der Sonne immer näher. Wir sahen wie sie immer weiter den Hang hinunter auf uns
zu kam. Kurz nach neun erhaschten wir die ersten Strahlen. Fröhlich liefen wir
weiter zur Žiarska Chata, immerhin schon 1.283m hoch, die wir um Zehn erreichten.
Trinkpause und umsehen. Dabei entdeckten wir eine wunderschöne Gedenkstätte für
die Toten im Gebirge. Auf Steinen waren Tafeln angebracht, mal nur Namen und
Daten, mal mit Bildern. Es gab Tafeln die die Kameraden der Bergwacht ehrten,
die im Einsatz umkamen, Tafeln für Wanderer und Kletterer, Tafeln für
Wissenschaftler und Forscher. Das hat uns sehr gut gefallen und ein bissel
ergriffen.
Wir sahen uns kurz an. Na dann mal los zum Smutne Sedlo, sind doch
nur 1,5 h nach oben. Als hätte die Natur gewusst, dass ich mit jedem Schritt
nach oben hadere, hat sie uns am Wegesrand Blaubeeren und Himbeeren
hingestellt. Axel meinte nur: „Da futtern wir uns eben nach oben.“ Der Weg war
recht schmal und so mussten wir nur nach links und rechts greifen, vorrangig
dann wenn wir mal wieder ein paar Höhenmeter geschafft hatten und eh schnauften.
Es ging über Kalkbrocken weiter, die Bäume wurden kleiner und weniger, viele
kleine Wasserläufe querten auch mal den Weg. Also Wasser gab es hier echt genug
und es war schön zu sehen wie es manchmal frech über die Steine sprang. An
einem weiteren Wegweiser – Homulka – machten wir eine Pause, leider keine
Höhenangabe, dieses Schild fehlte. Noch 40 Minuten bis zum Sattel. Am Berg
stirbt jeder für sich allein und so lief Axel sein Tempo, und ich meins. Es war
steil, erst massig Höhenunterschied über Serpentinen, dann immer noch Steil
einen Pfad hinauf. Ich guckte mehr auf den Boden als in die Gegend, ich wollte
einfach nicht sehen, wie viel ich noch hoch musste. Irgendwann kam dabei ein
recht neu aussehender Akku in mein Blickfeld. Ach herrje wer lässt den sowas im
Gebirge zurück, Umweltsünder, also eingesteckt. Schnaufend erreichte ich den
Sattel immerhin 1.962 m hoch, Rucksack ab und hinsetzen.
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Natur |
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komm ja schon
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Blaubeeren
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noch lange nicht oben
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immernoch nicht
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Sattel erreicht, Jacke drüber
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schon über 1000 Höhenmeter überwunden
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Bissel stolz war ich
schon, aber ein richtiger Gipfel ist so ein Sattel ja nicht. Deshalb war klar,
dass es weiter hoch gehen wird. Wir waren richtig froh, dass wir diesen Tag bei
herrlichstem Wetter verbringen durften. Die Sonne schien vom strahlend blauen
Himmel, kaum Wind und angenehme Temperaturen. Die Mützen waren schon lange im
Rucksack und die Jacken offen. Als sich Puls und Atmung normalisiert hatten,
guckten wir nach dem weiteren Weg. Entweder auf die Drei Kuppen – nee viel zu
steil oder eben zum Plačlive. Einen schmalen Pfad – mittlerweile keine Bäume
mehr da – ging es am Hang entlang. Axel wollte gern ein Foto machen und stellte
entsetzt fest: „Mist, ich hab den Akku verloren, der kann jetzt überall liegen.“
Lächelnd griff ich in die Hosentasche und zog den gefundenen Akku raus. Das Gesicht
von Axel vergesse ich so schnell nicht. Dieser Zufall war echt kurios. Bald
standen wir vor dem Gipfel, Felsblöcke und ab und an auf einem dieser Blöcke
eine Wandermarkierung. Also hieß es weiter nach oben kraxeln. Das war ein
feiner Spaß, auch wenn es anstrengend war. Völlig breit aber glücklich ließ ich
mich auf einen Stein fallen. Wir haben es geschafft, Gipfel auf 2.125 m ü.NN
erreicht. Da kann man eigentlich nur noch lächeln und sich an der
beeindruckenden Aussicht berauschen. Es war phänomenal schön, eine echte Belohnung
für den Aufstieg. Viele Menschen tummelten sich oben und alle sahen ähnlich
happy aus.  |
geschafft
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herrlicher Weitblick
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die Welt liegt ihm zu Füßen
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Gipfeltrunk
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die schönsten Bilder malt die Natur
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Krivan im Hitnergrund
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In mir formte sich allerdings schon der Gedanke, den ganzen Kram
wieder runter zu müssen. In Axel formte sich der verrückte Gedanke über einen
weiteren Gipfel weiterzulaufen und dann erst runter zu gehen. Nee mein Lieber
mit mir nicht. Das war aber kein Problem. Gemeinsam kämpften wir uns den elende
steilen schotterigen Abstieg zum Žiarske Sedlo hinunter. Wir vereinbarten uns
regelmäßig über den aktuellen Stand zu informieren und trennten uns dort. Ich
wählte den kurzen Weg und Axel legte ne Ehrenrunde ein. Mein erstes Ziel war
wieder Homulka. Erst steil aber machbar etwas runter mit Blick auf einen
kleinen Bergsee, dann kam aber der blanke Hass für mich. Ein langes ekliges
Schotterfeld mit großen glatten Blöcken drin. Mir kam unweigerlich mein
Missgeschick in den Alpen in den Sinn. Da half nur konzentrieren und nach unten
gucken, ich durfte um Himmels Willen nicht wieder umknicken. Als das Feld
geschafft war, atmete ich auf und knickte um. Aber nicht so schlimm. Der
Schmerz schoss kurz ins Hirn, zog sich in den Fuß zurück und war nach ca 100m
vergessen. Glück gehabt. Am Wegweiser machte ich Trinkpause und informierte
Axel, wo ich war. Ab und zu war das Netz weg, aber alles in allem klappte das
gut. Ein Abschnitt geschafft, nun bis zur Chata. Dieses Mal ließ ich die
Blaubeeren Blaubeeren sein und lief schnurstracks hinab. Durch das Wasser links
und rechts waren die Steine doch recht glatt, die Anstrengung wurde einfach
nicht weniger und meine Knie meinten sehr laut, dass sie schon 46 wären. Kurz
durften sie und der Rest meines Körpers an der Chata ausruhen, ich stopfte noch
ein wenig Brot und Wurst in mich rein und überlegte dann, ob ich
Orientierungsidiot den Rückweg durch den Wald finde oder lieber die Straße
nehme. Die Intelligente in mir: „Es ist alles gut beschildert.“, die Unsichere
in mir: „ Wir nehmen die Straße.“ Man braucht nicht raten, um zu wissen, wer
gewonnen hat. Es gab aber auch einen Vorteil, die Straße zu nehmen. Ich wusste
es sind nur noch 5 km bis zum Auto. Da hier einige Verrückte auch mit dem Rad
hochfahren, hat irgendein Witzbold nach jedem Kilometer einen Strich gemacht
und hingeschrieben, wie weit es noch ist. Ich fing also beim Zielstrich an und
freute mich als ich vor mir den Strich mit „noch 1 km“ sah. Das hieß ja dass
ich schon einen abgeknapst hatte. So hangelte ich mich von Strich zu Strich
hinab. 17:45 Uhr sah ich das Auto, ne Träne der Erschöpfung im Auge.
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unberührt
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klitzekleiner Bergsee |
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Axels Weg
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von nun an gehts bergab
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mal etwas einfacher
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Axel
begann da erst seinen Abstieg. Wenn ich mich jetzt hinlege, bin ich eingepennt
wenn er kommt. Also warf ich nur die Schuhe von mir, zog mich um und räumte den
Rucksack aus und alles auf, machte das Bett und machte das Auto
weiterfahrbereit. Immer wieder guckte ich aufs Telefon nach dem Livestandort
meines Liebsten. Als er schon ganz nahe war, beschloss ich ihm entgegen zu
gehen. Grinsend fielen wir uns in die Arme und freuten uns gemeinsam über den
herrlichen Wandertag, die Erschöpfung war egal. Kurze Zeit später fuhren wir
noch zu unserem neuen Ziel Autocamping Bystrina. Das war nicht sehr weit zu
fahren, wir meldeten uns an und gingen für teuer Geld dort essen. Es ist nicht
nur ein Campingplatz. Es gibt ein Hotel, Pension, Restaurant, Hütten, die man
mieten kann und einen Wellnesstempel. War uns alles egal, nach dem Essen war es
so schweinekalt, dass wir uns im Auto die Heizung anmachten und vom Tag
erzählten, ehe wir tief und fest schliefen.
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orr auf Selfies kann er richtig grinsen
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Rückblick zur Hütte |
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Axels Aussicht
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der Tag ist vorbei
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Eddie des Tages
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Wetter:
sonnig und angenehm warm
Essen: Axel – Schnitzel nach Montenegro-Art,
Winnie – Schweinesteak mit Pommes
Sehr schön geschrieben,meine Tour war auch toll :-)
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