Samstag, 2. Mai 2020

Ein besonderes Picknick - 02.Mai 2020

In aller Regel schreibe ich hier nur über Urlaube und längere Ausflüge, aber zu jeder Regel gibt es Ausnahmen und so gibt es heute einen Bericht über eine kleine Wanderung mit einem besonderem Picknick. Für uns war es gar nicht als Wanderung geplant, also schnallten wir die Räder auf dem Auto fest und fuhren Richtung Markersbach. Als wir auf den großen Wanderparkplatz einbogen, stand dort ein sehr vertrautes Auto mit zwei lieben Freunden - Sven samt Hund Anouk und der unvergleichliche James. Schnell war klar, dass die Räder auf dem Auto bleiben und wir gemeinsam Richtung Grenze laufen. Nach Wochen allein unterwegs waren wir echt erfreut, so unverhofft einen gemeinsamen Nachmittag mit dem gleichen Ziel zu verbringen.
unverhoffter Treff

Star der Runde - Anouk
Zugegebener Maßen war der Wanderweg an sich furchtbar langweilig. Fürs Rad ok, aber zum Laufen? Zumindest konnten wir uns hier an einem gesunden Wald erfreuen. Kein Borkenkäfer weit und breit. Am Moorteich gab es eine kurze Trinkpause, mehr für den Hund als für uns. An den wenigen Weggabelungen hatte ich als Frau den Vorteil mich nicht um den weiteren Weg kümmern zu müssen. Ich werde doch den drei aufs Handy starrenden Männern nicht den Spaß verderben. Alsbald waren wir vorbei am Glasergrund an der deutsch- tschechischen Grenze. Und nun? Auch hier war der Weg fix klar und immer an den Grenzsteinen entlang ging es zu einer Weggabelung. 
ist doch echt kein schöner Wanderweg

am Moorteich

Pause

huch knapp auf der "falschen" Seite

grins nicht so, beachte das Schild

Meine Navigatoren :-)
Mit großem Hallo wurden wir dort von ca 60 Leuten empfangen. Schön getrennt nach Land saßen auf beiden Seiten mit gehörigem Sicherheitsabstand Deutsche und Tschechen. Lachend, essend, trinkend, singend, schwatzend, erfüllt von Wiedersehensfreude verbrachten wir einen wundervollen Nachmittag mit Sprachenkauderwelsch. Ja, ein Zufall war es nicht. In den sozialen Medien wurde dieses Treffen - und noch viele weitere an den unterschiedlichen Grenzpunkten unserer Länder - vorgeschlagen. Ein ziviler Ungehorsam gegen den Unsinn der geschlossenen Grenzen. Grenzen, die wir schon lange vergessen haben. Grenzen, die wir sonst so selbstverständlich beim Wandern überschreiten. Grenzen, die Familien und Freunde trennen. Grenzen, die verunsichern, verärgern und verbittern. Grenzschließungen, die nichts in der derzeitigen Situation bringen. Wir waren nicht allein, das tschechische Fernsehen, Presse und Blogger waren vor Ort. Wenige Stunden später konnten wir uns im TV bewundern. Wir alle vor Ort waren da um zu zeigen, dass wir uns nicht trennen lassen. Und vor allem waren WIR da um der braunen Brut dieses Thema nicht zu überlassen. Und wen es interessiert: Soboty pro sousedství | Samstage für Nachbarschaft | Soboty dla sąsiedztwa So jetzt geht's mir besser. Zurück zu meinem Bericht. 
Wir lassen uns nicht trennen

Gemeinsam statt einsam

so soll es sein

genug Spielkameraden für Anouk waren auch da

als Luftballonhalter genehmigt

Während den rund 6 Kilometern bis zum Picknick schleppte sich Freund James mit einem riesigen Rucksack. 23 Kilo warf er mal so in die Runde. HÄ? Was schleppst du denn mit? Das sollte ich erleben. OK mit einer Decke hatte ich gerechnet. Aber dann ging es los: Sonnensegel 3 mal 4 Meter, Wasser für den Hund, Wasser (Unmengen) zum Kaffee kochen, Kaffee, Tee, ein Kocher mit Topf, 6 Becher, Kaffeesahne(eine neue Flasche) Zucker, Sekt, Bier, kleine Schnäpse, Eierlikör samt Waffelbechern, Stück Käse, Scheibenkäse, Wurst samt Messer und Brett, Brot, Brötchen, Tomaten, Pistazien, Haferkekse und so unsinnige Sachen wir ZWEI Schutzmasken (ja James hat einen mitlaufen), Desinfektionsmittel, ne halbe Apotheke, Klopapier - ok nicht so unsinnig. Das ganze war alles einzeln in Küchenpapier und dann in Tüten eingepackt. Nun wundert mich das Gewicht nicht mehr. 
blickt er noch durch?

lecker
So ein umfangreiches Picknick hatte ich schon ewig nicht und fast ein schlechtes Gewissen. James hat das Ganze zu Trainingszwecken geschleppt, ups die Stöcke und den riesigen Regenschirm hab ich vergessen. Wir hatten einen Heidenspaß und haben geholfen, den Rucksack etwas zu erleichtern. Den Rückweg traten wir in langer deutscher Schlange irgendwann an. An jeder Weggabelung wurden es weniger und wir vier bogen zum Zeisigstein ab. Dort steht die Mordspitze und auf die wollten wir noch drauf - James schleppt Essen, wir die ganze Zeit leichtes Klettergepäck. Das Wetter lud zwar nicht wirklich zum Klettern ein, aber was muss das muss. Während uns noch ein Heißgetränk zubereitet wurde, schwangen wir uns fix da hoch. 
Gipfelsieg :-)

Stairway to heaven

zackig jetzt

ok Oben

und wieder unten

Kaffee kommt gleich

Penner bei der Arbeit

Sport konnte so als Tagesordnungspunkt auch abgehakt werden und gemächlich traten wir den restlichen Weg zum Auto an. Ein sehr erfüllter Tag ging zu Ende. Vielen Dank an Sven und Axel für die Fotos.