Nach einer recht kurzen und kühlen Nacht am Predelpass
fuhren wir weiter Richtung Süden. Ziel war Melnik, die kleinste Stadt
Bulgariens mit dem guten Ruf einen sehr süffigen schweren Rotwein zu
bieten. Stadt ist Melnik nur noch aus
nostalgischen Gründen, es wohnen gerade mal noch 200 Einwohner dort. Am
Vormittag kamen wir an, Axel buchte fix ein Hotelzimmer und dann stellten wir
das Auto ab. Unsere geschundenen Muskeln vom Vortag mussten noch ein wenig
ausgelaufen werden. Also stapften wir zunächst durch die recht hübsche,
ansehnliche Altstadt und freuten uns nach dem Verfall in Herkulesbad, hier
echtes Bemühen zu erkennen. Na klar gibt es auch hier Häuser, die dem Verfall preisgegeben
sind, aber alle sin allem macht es einen adretten gepflegten Eindruck. Das
ausgetrocknete Flussbett verunsicherte uns etwas und sollte uns noch den ganzen Tag
begleiten. Natürlich sahen wir uns das
berühmte Kordopoulos-Haus im neuen Stil des Bulgarischen Aufbruches von außen
an. Hat schon was und ein Blick von draußen in den Weinkeller war uns auch
vergönnt. Dann liefen wir an den alten Mauern der Burg oder was es auch immer
war, wieder runter zum Flussbett.
Dieses ist in den trocknen Monaten ein ganz
hervorragender Wanderweg. Man sollte sich allerdings schlau machen, ob Regen
erwartet wird. Das kann lebensgefährlich werden, dort lang zu stapfen wenn das
Wasser durchrauscht. Und wie sehr es durchrauschen kann, konnten wir stellenweise
am Rande sehen. Zunächst ging es beschattet von Robinien und Pappeln immer
gemütlich das Bett entlang. Große und kleine Kiesel im Sand, immer mal eine Staumauer und wieder bombiges
Wetter. Was will man mehr? Was ich nicht wollte, war bergan gehen, aber ich
musste. Irgendwann war der gemütliche Teil vorbei und es hieß der Sonne
entgegen nach oben. In kurzen steilen Serpentinen gelangten wir schnell zu
guten Aussichtspunkten. Spektakuläre Ausblicke auf die berühmten Sandpyramiden
boten sich uns. Die Dinger sehen echt aus wie Pyramiden. Klar der Sand ist nur
wenig verfestigt und hält die Kiesel irgendwie fest. Rauscht dann Wasser von
oben herab wird alles fein runtergespült. Da ist nichts zu sehen von der
heimischen Wollsackverwitterung. Nun konnten wir aber auch auf der anderen
Seite bergab sehen, auch hier Die Sandpyramiden in skurrilsten Formen und das
Wissen, dass sich hier irgendwo ein Kloster verbirgt. Zu meinem Unglück hieß
das aber – bergab. Nützt nix, ich will dahin. Witziger Weise kam, was in jedem Urlaub kommt …Kühe. Die dicken Dinger standen im strauchigen
Unterholz, auf dem Weg, auf ehemaligen Wiesen, die nur noch Stroh zu bieten
hatten und eigentlich überall herum. Nur sehr scheu waren sie, kamen wir näher,
gingen sie weg, manche sogar rückwärts. Das obligatorische „Axel mit Kuh Bild“
gibt es trotzdem.
Irgendwann tat uns das
Kloster Rozen den Gefallen und tauchte unvermittelt auf. Die Sonne brannte
mittlerweile unbarmherzig von oben herab und es war kein Schatten in Sicht. Nix
wie runter. Rozen ist schon mehrfach verfallen und wieder aufgebaut worden.
Naja vielleicht nicht aufgebaut, sondern eher erneuert und erhalten. Ich war richtig froh, dass ich den ganzen Tag
um den Bauch meine Jacke hatte, so konnte ich brav die Schultern bedecken bevor
es hinein ging. Leider war fotografieren verboten, aber Fotos hätten eh nicht
den Eindruck wiedergeben könnten. Da das Kloster wieder oder nach wie vor
bewohnt ist, konnte man nur in einige Teile sehen. Darunter die Kirche. Ich war
noch nie in einer griechisch orthodoxen Kirche und kannte sowas nur aus dem TV.
Da war wirklich jeder Fleck bemalt, vergoldet und irgendwie heilig. Die kleinen
Fenster waren mit unterschiedlichsten Blütenornamenten bunt verziert. Ich hab
es mir nicht nehmen lassen, eine Kerze anzuzünden. Man kann ja nie wissen wozu
es gut ist. Außerdem gab es draußen eine heilige Quelle aus der wir
tranken. Ich warf noch einen Blick in
den Refektorium, den Speisesaal der Mönche. Cool. Ein einziger langer Tisch,
leichte Neigung nach unten und insgesamt drei Rillen, eine große in der Mitte
und an beiden Seite eine schmale. Einfach oben Wasser drauf schütten und unten
auffangen, schon ist der Tisch sauber. Einfache gehauenen Bänke und ein
einfacher Schrank für das Geschirr vervollständigten den Raum. So einfach und doch
für mich beeindruckend. Axel hat unterdessen das Laubdach genauestens studiert
und heilige Weintrauben davon genascht. Ich war ja schon froh, dass er
überhaupt mit drin war. Oller Kultur- und noch ollerer Kirchenmuffel. Nun hieß
es leider, den ganzen Weg zurück. Bloß gut war der angenehme Teil durch das
Flussbett die Belohnung für den neuerlichen Auf- und Abstieg.
Zurück im Ort
mussten wir einfach einkehren. Da es erst Nachmittag war probierten wir mal
lieber erst einen Weißwein und aßen eine Kleinigkeit. Der erste Schluck Wein
schmeckte gewöhnungsbedürftig, ab dem zweiten wars lecker. Nun rief aber definitiv die Dusche.
Einchecken im Hotel und die Dusche in Beschlag nehmen war alles eins. Hinsinken
aufs Bett dann Nummer zwei. Bis zum Abendbrot dahlten wir einfach nur rum und
probierten nun den Melniker Rotwein. Unsere müden Knochen brauchten wir aber
nur einen Etage weiter runter schleppen und ließen uns als einzige Gäste
verwöhnen. Wir gönnten uns jeder einen Suppe vorweg um dann mit einer Platte
voller Fleisch den Abend ausklingen zu lassen. Rippchen gegrillt, Huhn gegrillt, Gemüse, Pommes, Fleischspieß und
gegrillte Wurst….es war einfach zum reinlegen lecker. Wir sind eh immer der
gleichen Meinung wie Heinz Strunk: Fleisch ist mein Gemüse. Kugelrund gefuttert
und müde vom Wein oder Laufen, sanken wir in einen sehr kurzen Schlaf. Um vier
nachts war ein dämlicher Hund der Meinung jaulen und dann bellen zu müssen,
Luft holen und von vorn. Da half kaum noch Fenster zumachen. Lange wälzten wir
uns rum, ehe man wieder einschlafen konnte.
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schickes Haus |
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davor der Kirchenrest |
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wird bestimmt gleich morgen weiter saniert |
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alte Weinkeller |
die mächtigen Pyramiden im Hintergrund |
Blick von den Burgresten |
kein Wein mehr drin |
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Flussbett als Wanderweg |
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Gesteinsstruktur |
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ein Überblick |
hier will keiner dran klettern |
Stufen im Flussbett |
spitz |
schon wieder bergan |
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Das obligatorische Urlaubsbild - Axel und das liebe Vieh |
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von außen |
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Eingang |
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überall kleine Wunschbänder am Baum |
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mh komische Grabkultur |
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Weg zurück |
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am Nachmittag |
warten aufs Essen |
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Blick von der Terrasse |
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am Abend |
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vorher |
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nachher |
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Schlafstätte |
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