Früh am Morgen – Sonne kommt über die Berge, in einer
Bäckerei gab es Baguette und die unvermeidlichen Croissants und so frühstückten
wir in Ruhe mit Blick aufs Meer unter Pinienbäumen. Den ortseigenen
Genueserturm besuchten wir auch noch – der Vorletzte auf unserer Reise und dann
ging es mit dem frisch gepackten Auto zum Bocca die Palmarella. Dort schnürten
wir unsere eigenen Wanderschuhe und schnappten die Rucksäcke. Auf nach Girolata
–man kommt nur per Pedes oder mit dem Boot hin, nichtmal per Kutsche wäre möglich,
keine Straße führt dorthin, auch kein breiter Weg. Erstmal galt es ca 350 Höhenmeter
nach oben zu überwinden. Das ging erstaunlich gut. Voller Enthusiasmus war ich
mal als Erste oben. Ein Plateau mit den herrlichsten Steineichen der ganzen
weiten Welt belohnte den Aufstieg.
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Frühstücksplatz |
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hinterm Haus der Turm |
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da ist er |
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Startpunkt der Wanderung - wir nahmen die eigenen Schuhe |
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ganz unten am Meer ist das Ziel erahnbar |
Fast eben ging es für eine ganze Weile auf
dem Pass weiter, ehe das blanke Grauen für mich, meine Füße und meine Knie kam.
Fast 800 m Höhenunterschied nach unten über Granitstufen und durch
Granitschotter. Nicht nur Grauen, eigentlich der reine Hass. Ich quälte mich
mehr als ich lief und guckte fast wütend in die herrliche Landschaft.
Durchschnittlich überwindet man 400 m Höhenunterschied in der Stunde, da kann
man sich leicht ausrechnen, wie lange ich mich gequält habe. Endlich unten. Die
kleine Ansiedlung ist aus der Zeit gefallen, logo keine Straßen sondern schmale
Wege, manche sogar gepflastert.
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markierter Weg |
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kein Meer zu sehen, aber herrlich |
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mittig oben ein Wegweiser |
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ach gucke doch ein Blick aufs Meer |
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ich war mit |
Bestimmt schick hier - wenn man alleine ist.
Aber eigentlich ist dieses Dörfchen nur noch auf Tourismus ausgerichtet.
Horrende Preise für Getränke, kitschige Andenken, auf Absatzschuhen stöckelnde
Damen und Herren in Sandalen, die einen kleinen Rundgang machen und dann wieder
aufs Boot und in die Zivilisation verschwinden. Und wir nun? Ein paar
Müsliriegel aus dem Rucksack und ich hatte zur allgemeinen Überraschung noch
ein Bier mit. Es war tolles Wetter und das Meer lag zu meinen Füßen, was lag da
näher als meine geschundenen Füße und den Rest des Körpers drin zu versenken. Das
Bad im Meer belebte mich für den Rückweg.
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Haus in Girolata |
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der kleine Ort am Meer und kleine Hexe im Meer |
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auch das ist Girolata |
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ich geh nicht ins Wasser |
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na, das Grinsen ist geheuchelt |
Ich weiß nicht wann ich mich das
letzte Mal so drüber gefreut hab, dass es nun nur berghoch gehen sollte. Nur
unser Wasservorrat machte mir etwas Sorgen. Das war eindeutig zu wenig und
wurde nun eingeteilt. Es ging zurück auf einem alten Verbindungsweg, steil und
auch über Granit, aber immer mal im Wald verschwindend und somit schattig. An
solchen Stellen gönnten wir uns Verschnaufpausen und dann kam ein kleiner
Schock. Wir hatten noch ca 75 Höhenmeter zu überwinden, um wieder auf dem Level
der Straße zu sein und es ging BERGAB. Davon stand nichts im Wanderführer. Keine
Ahnung wann ich das letzte Mal beim Wandern so geflucht habe, und wenn ich ganz
ehrlich bin hab ich vor Wut sogar geheult – heimlich. Irgendwann war das auch
vorbei und wir landeten auf der Straße, diese nur noch ne halbe Stunde entlang
laufen und wir waren wieder am Auto.
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einfach nur herrlich |
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unfassbar, an der Stelle ging es wieder runter |
Dort gab es erstmal genug zu trinken für
uns beide. Bis heute bin ich zwiegespalten was diese Wanderung betrifft.
Eigentlich eine schöne Runde mit tollen Ausblicken und Kleinigkeiten, aber die
persönlichen Schmerzen überlagern das alles und mein Prass auf den
Wanderführer. Die Einstufung der Wanderung als mittelschwer ist für mich nicht
stimmig, der Höhenunterschied von 785m war untertrieben und die Beschreibung war
weichgespült. Na egal, bewältigt.
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such die Hexe |
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Start und Ziel und die Schuhe waren auch noch da |
Ich staune heute noch, dass Axel den Elan hatte an
diesem Abend noch bis in die Nähe von Calvi zu fahren. Er hatte einen
Schlafplatz ausgesucht, allerdings stellten wir bei der Anfahrt fest: Das ist
Armeegelände. Also noch ein Stück weiter bis es mal links weg ging zur
Notre-Dame-de-la-Serra. Da fuhren wir hin, es konnte nichts schief gehen im
Schutz der Kapelle zu übernachten. Noch einen Rotwein und was essen und ab ins
Bett. Wenig später lief dann die Armee an unserem Schlafplatz vorbei, ne Stunde
später dann das Gleiche mit Geländewagen, danach Ruhe. Denkste, kleine Viecher
namens Mücken fiepten die ganze Nacht. Fakten des Tages 15 km mit 830 m Höhenunterschied nach Oben und Unten und das bereinigt, das Garmin hat noch mehr ausgespuckt.
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