Samstagmorgen und es regnet in Strömen. Na das kann ja was
werden, sollte es doch nach Kaaden gehen. Die zweistündige Fahrt über das
Erzgebirge hätte sicher viele schöne Blicke zu bieten gehabt, aber es sollte
nicht sein. Dafür zog es langsam aber sicher auf. Und so war unsere Ankunft in
Kaaden (Kadaň) schon von Sonne beschienen. Eine kurze Begrüßung mit unserer Gastgeberin
Irena Lenčova und eine Absprache wie der Tag weiter geht. Dann hieß es erst
einmal Beine vertreten und erste Eindrücke der mir fremden Stadt aufnehmen. Wir
liefen auf einem gut ausgebauten Radweg
entlang der Eger, bestaunten Stadtmauern und die Festung und suchten
obligatorisch den ein oder anderen Cache. Schnell zurück, denn es ging in
Richtung Klösterle (Klášterec nad Ohří) zum Mittagessen. Vorher aber noch ein Schluck aus der Eugenienquelle
– igitt, warum muss gesund immer so grauslig schmecken? An diesem Wochenende
trafen sich viele Deutsche mit Wurzel in und um Kaaden und Klösterle. Jeder hatte
seine eigene Geschichte, seinen eigenen Antrieb bestimmte Dinge zu sehen und zu
erfahren. Wir waren nur als Liebhaber des Erzgebirges dort und hörten so manche
Geschichte.
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es gab kein typisch böhmisches Essen |
Schnell waren zwei Stunden um und nun sollte es zu einem
Stadtrundgang in Kaaden gehen. Irena übernahm es mit sehr fundiertem Wissen und
exzellenten Deutschkenntnissen uns ihre Heimatstadt näher zu bringen. So durfte
zunächst ein Abstecher zum Friedhof nicht fehlen. Dort erinnern Gedenktafeln an
die Ereignisse im März 1919, als es zu Demonstrationen und Erschießungen
deutscher Bevölkerung kam, die nach dem ersten Weltkrieg nicht zwangsweise
Tschechen werden wollten. Besonders gut hat mir ein Spruch gefallen, der daran
mahnt miteinander zu gehen nicht gegen einander. Nur so ist wirklich Versöhnung
möglich.
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so und nicht anders |
Nun wurde es bedeutend fröhlicher. Wir liefen nämlich durch die
Henkergasse in die Stadt. Eine schmale etwas gruselige Gasse durch die man zu
zweit nicht passt. Es heißt hier wäre der Henker früher durchgegangen und eine
Nonne soll dort eingemauert sein. Mit einem flotten Marsch schafften wir es
noch 16:00 Uhr im Rathaus zu sein. Irena wollte uns ihre Stadt von oben zeigen
und gemeinsam mit einem tschechischen Führer und ihrer Simultanübersetzung
erkundeten wir den Rathausturm. Stück für Stück ging es nach oben, vorbei an
den offiziellen Räumen der Stadt, einer kleiner Kapelle im Turm und immer
wieder voller kleiner Entdeckungen wurden die Treppen steiler und schmaler. Man
landete in der Wohnung des Türmers, unvorstellbar wie beengt diese Familie
gelebt hat. Oben erwartete uns ein fabelhafter Rundblick. Lange hielten wir uns
auf und blickten in alle Richtungen.
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Henkergasse |
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Blick von oben |
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Entdeckung im Turm |
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der restliche Rathausturm |
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Wappen |
Unser weiterer Weg führte vorbei an einem Park mit Kreuzgang zum
ehemaligen Kloster, wo wir pausierten und etwas tranken, unsere Gedanken
schweifen ließen und einfach nur die Ruhe genossen. Man kann nicht alles
ansehen, die Überflutung mit Information würde zu viel überdecken. Nun drehten
wir entlang der Eger wieder Richtung Stadt, und konnten dort weitere Zeit verbringen. Kaaden hat
viele schöne alte Häuser mit Geschichte und Stadttore, wie das Heiligentor zu
bieten und der Abend überraschte uns noch mit einem Regenbogen. Nach Pizza und
Kofola endete der gemeinsame Tag. Mit unserer Gastgeberin tranken wir noch
gemütlich eine Flasche Weißwein und freuten uns auf die Wanderung am folgenden
Tag.
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Kloster von Kaaden |
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versteinertes Holz |
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Blick auf die Eger |
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einfach nur romantisch |
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hier wurde der Kaadner Frieden geschlossen |