Dr. Rolf Böhm hielt vor kurzem einen Vortrag in der
Buschmühle. Quintessenz war dabei – Wege müssen gepflegt werden und man pflegt
sie, indem man sie geht. Es gibt viele Wege in der Sächsischen Schweiz, die aus
unterschiedlichen Gründen nicht mehr begangen werden dürfen. Seit Ende der
Siebziger Jahre gehört der Thorwalder Gratweg dazu. Und doch gehört dieser
historische Verbindungsweg immer noch zu den Geheimtipps und wird von ca 4000
Leuten im Jahr frequentiert. Genug der einleitenden Fakten, jeder weiß was
jetzt kommt.
Sonntag Morgen, die Sonne lacht, die Temperaturen sind
angenehm und der Tag schreit geradezu nach Wandern. So machten wir uns auf in
die heißgeliebte Sächsische Schweiz. Wir fanden sogar einen Parkplatz und
liefen gemütlich los. Immer an der Kirnitzsch lang ging es den breiten Radweg
Richtung Stimmersdorfer Brücke. Wie immer faszinierte mich das Wasser. Mal floss
es langsam über breite Sandbänke, mal hüpfte es über Steine, mal lag es gleich
neben uns und mal ein paar Meter tiefer. Schnell hatten wir fünf Kilometer auf
der Uhr und waren am Altarstein. Ein verborgenes Plätzchen, das kaum einer
entdeckt. Die Revierförster sind auf dem Stein verewigt und eine weitere Inschrift
erinnert daran, dass hier Andachten abgehalten wurden.
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Altarstein mit den Revierförstern |
Nun hieß es eine
Entscheidung zu treffen. Ein Stück zurück oder doch weiter auf dem
Stimmersdorfer Weg um den Gratweg von Anfang an zu gehen. Wir entschieden uns für
den kompletten Weg. Nach kurzer Zeit bogen wir ab aus der Legalität und stiegen
entlang der Grenzsteine hinauf. Der Regelwut der Deutschen hatten wir zu
verdanken, dass wir problemlos den Einstieg in den Gratweg fanden. Nun ging es
noch einmal recht steil nach oben. Auf einem kleinen Felsen, der ein wenig
Blick ins Weite zuließ, machten wir unsere Pause. Bier und Brötchen hatten wir
uns schon verdient und ein wenig Stärkung kann nicht schaden. Auch die Natur
versorgte uns mit unendlich vielen Heidelbeeren. Den gesamten Weg entlang
begleiteten uns die blauen Energiespender. Wir haben noch nie so viele davon
gesehen, geschweige denn gegessen wie an diesem Tag.
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genug |
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erster Ausblick |
Den schmalen Pfad konnten
wir meistens gut erkennen, ab und an blieben wir stehen und guckten wie es
weiter geht, manchmal ging es zu einem Riff vor und dann wieder zurück auf den
Weg. Alte Stufen und die in den Fels gehauenen Befestigungspunkte waren super
zu erkennen und dienten als Auf- und Abstiegshilfen. Oft musste man durch enge
Felsen absteigen, da war ein wenig Trittsicherheit gefragt. Nur der nasse
bemooste und dadurch schleimige Fels lud nicht wirklich zum Festhalten ein.
Musste aber sein, man will ja nicht runterfallen.
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halbwegs trocken an den Seiten |
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da gehts lang |
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Stufen - ausgelatscht aber noch begehbar |
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immer schön die Tritte nutzen |
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selten mal ein Ausblick |
Am Nachmittag begann es
leider zu regnen. Da mussten wir schnell einen Unterschlupf finden und uns auf
ein Bierchen niederlassen. Bloß gut hörte es nach einer halben Stunde auf und
wir konnten den Weg zu Ende gehen. Kurz vor dem Ende kam noch einmal eine Schlucht,
die es nach unten zu bezwingen galt. War mir bis dahin gelungen, die Klamotten
halbwegs sauber zu halten, war es hier vorbei damit. Aber spektakulär wie weit
und steil es da runter ging. Ein genialer Abschluss eines schönen einsamen
Weges, den übrigens die meisten Beschreibungen im Netz andersrum empfehlen –
wir nicht.
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überall stieg Dampf auf nach dem Regen |
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geniale letzte Stiege oder eben der Einstieg wenn man es andersrum macht |
Kurze Zeit später waren wir auf dem Großen Reitsteig in der Legalität und
beendeten die Runde über den Hochhübelweg und den Dreisteigenweg zurück in
Richtung Auto. Es war eine wunderschöne Wanderung auf dem wildromantischem
Thorwalder Gratweg, die ich so schnell nicht vergessen werde. Und so langsam aber
sicher werde ich wieder geländetauglich. Herzlichen Dank an meinen ständigen
Begleiter Mispi, dass er mir dieses Abenteuer ermöglicht hat.